Heute, 35 Jahre später, erinnert er an diese bewegenden Momente und ruft eindringlich auf: „Wir brauchen -wie damals- auch heute wieder diesen Mut und die Entschlossenheit für einen Wandel aufzustehen.“
Als Sozialdiakon und Gründer der SozDia Stiftung Berlin weiß Heinisch-Kirch, wie entscheidend der Wille zum Wandel ist. Dabei geht es ihm nicht darum, die Vergangenheit zu idealisieren oder in ihr zu verharren, sondern darum, die Entschlossenheit und den Mut von damals in die Gegenwart zu tragen. „Wir standen damals vor einer scheinbar unüberwindbaren Mauer, nicht nur der aus Beton, sondern auch einer Mauer aus Angst und Unterdrückung."
Jeden Tag sieht man es auf allen möglichen Kanälen: Auch heute gibt es noch viel zu tun, also müssen wir es anpacken und dürfen nicht stehenbleiben und auch nicht einfach nur zuschauen! Michael Heinisch-Kirch sieht viele Möglichkeiten um sich für eine freie und friedliche Gesellschaft einzusetzen: „Menschen auf der Flucht brauchen Orte, an denen sie Schutz erfahren und ihnen Möglichkeiten der Integration gegeben werden. Kinder brauchen Rechte, daher ist es so wichtig, dass im Jahr 75 Jahre Grundgesetz die Kinderrechte Einzug finden. Überschwemmungen nehmen auch für uns spürbar rasant und erschreckend zu - sich für Klimaschutz einzusetzen ist unabdingbar. Unsere Welt gerät aus den Fugen und wir sind die einzigen, die daran etwas ändern können!“
Schon als junger Mann stellte sich Heinisch-Kirch gegen das DDR-Regime. Er verweigerte den Wehrdienst und setzte sich in der Friedensbewegung als Sozialdiakon für Veränderung ein – auch wenn das bedeutete, Verhaftungen und Überwachung durch die Stasi zu riskieren. Diese Erlebnisse prägten ihn und sind die Grundlage für seine heutige Botschaft. Der friedliche Protest von 1989 war für ihn ein Beweis dafür, dass gesellschaftlicher Wandel möglich ist, wenn Menschen anfangen, zusammenzustehen – friedlich, mutig und entschlossen.
Dieser unbedingte Bereitschaftsgeist, sich für eine friedliche und gerechte Welt einzusetzen lebt in der täglichen Arbeit der SozDia Stiftung weiter, deren Gründer und Vorstandsvorsitzender Heinisch-Kirch ist. Die Stiftung entstand aus dem mutigen Wunsch heraus, Orte zu schaffen, an denen jede und jeder einen Platz in der Mitte der Gesellschaft hat. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen, die von der Gesellschaft aufgegeben wurden, eine Chance zu geben. Aus diesen Chancen entstehen Erfolgsgeschichten, die weit über den Alltag hinaus inspirieren und dazu einladen, Gleiches zu tun.
So zum Beispiel die Geschichte eines unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten, der vor sieben Jahren ohne Perspektive nach Deutschland kam und in der Ausbildungstischlerei der SozDia Stiftung eine Chance erhielt. Heute arbeitet er in einer großen Tischlerei, verdient sein eigenes Geld und zahlt Steuern. Oder das Mädchen, das mit 16 Jahren keine Zukunft mehr sah und durch die Angebote der Stiftung wieder Hoffnung schöpfte. Heute absolviert sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester an der renommierten Charité. Und dies sind nur zwei von Hunderten anderer Erfolgsgeschichten, die zeigen, was geschieht, wenn man mutig genug und bereit ist, neue Wege zu gehen und nicht aufzugeben. Eine Mut-Bewegung eben.
Ganz konkrete Impulse, sich auch im Kleinen und im Alltag einzubringen und die Gesellschaft mitzugestalten gibt die SozDia Stiftung in den kommenden Tagen rund um die Feierlichkeiten zum 35. Jährigen Jubiläum des Mauerfalls auf ihrer Webseite und Social Media Kanälen.